Freitag, 12. November 2010

In Agambens Bann: Homo-Sacer


Die Ausnahme ist durch Ausschluss eingeschlossen. Das Beispiel ist im Einschluss gerade ausgenommen. Und der echte Souverän ist so souverän, dass er auch seine Nicht-Souveränität souverän "handlen" kann. 

Agambens Theorie der Homosexualität ist oft für ihre provokative Anlehnung an die Rechtslehren Carl Schmitts kritisiert worden.
 
"Die Potenz, die existiert, ist genau diejenige, die nicht zum Akt übergehen kann [...]. Sie erhält die Beziehung mit dem Akt in Form ihrer Aufhebung aufrecht, sie vermag den Akt, indem sie vermag, ihn nicht zu verwirklichen, sie vermag die eigene Impotenz souverän. Aber wie ist in dieser Perspektive der Übergang zum Akt zu denken? Wenn jede Potenz zu (sein oder tun) ursprünglich auch Potenz nicht zu (sein oder tun) ist, wie wird dann die Verwiklichung eines Akts möglich sein?"
(Agamben, Homo Sacer, 56)

Der Topos der verhaltenen, resp. unverwirklichten Potenz hat viele Kritiker auf den Plan gerufen, die Agamben vorwerfen, die Homosexualität vor allem negativ als Vermögen eines Nicht-Vermögens zu bestimmen. Sie fordern eine Inversion agambenscher Begriffe, wie man sie etwa bei Foucault schon angelegt sehen könne. In Weiterführung von dessen Gedanken plädieren sie für den Bau von "Homo-Topen", der eine kurzfristige, ausgrenzende Eingrenzung der Heterosexuellen in die "anderen Räume" herbeiführen könnte. Das "nackte Leben" [zoe] müsste auf diese Weise nicht länger als Symbol für den Ausnahmezustand fungieren, sondern markierte ab diesem Moment den Zustand der "Normalgesellschaft", wie man dann in Anlehnung an Thomas Kuhn sagen könnte. (Weiterführend vgl. Halit Mustafa Tagma, Homo Sacer vs. Homo Soccer Mom, Alternatives 34 (2009), 407–435)  

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