Donnerstag, 16. Dezember 2010

"Zehn und Zwei macht Verve" - Nachgedanken einer philosophischen Monstranz

(Quelle: Wiki-Commons: Guter Hirt Monstranz)
Mit Pingeligkeit hat das überhaupt nichts zu tun, wenn die philosophische Monstranz dem ungeduldigen Studenten sachte von hinten die Hand auf die Schulter legt und flüstert: "Schreib´s einfach nochmal." 

Es ist eine grundlagentheoretische Katastrophe, die ihr da unterlaufen ist: Nachdem sie die "Two Dogmas of Empiricism" verschlungen hat, fühlt sie sich merkwürdig lau und auf eine sehr unbequeme Weise empirisch unterbestimmt. Unbeholfen wählt sie zwischen unterschiedlichen, gleichrangigen Theorieangeboten. "Werturteilsfreiheit!?" - die philosophische Monstranz hat keine Lust mehr auf Theorie-Kitsch von vorgestern. Sie öffnet die Türe ihres Wohnraums und macht das Licht an. "Ich suche die Philosophie", steigt es ihr in den Kopf und hinter ihr, aus dem halbgeöffneten Fenster, funkelt feist ein lächelnder Luhmann und stipuliert:  

„Werte fungieren als Regeln der Vorziehungswürdigkeit von Handlungen. Ihre Annahme gibt einem Bereich möglicher Selektion Struktur. Ohne solche Strukturen kann man nicht rational, sondern allenfalls nach dem Prinzip der Indifferenz wählen. […] Die Konstitution von intersubjektiv übetragbarem Sinn setzt Reduktion völlig unbestimmter Komplexität durch Wertsetzung voraus. Ohne Wertprämissen ließe sich Kommunikation und intersubjektiver Austausch von Perspektiven weder lernen noch aktualisieren. Wertfreie Intersubjektivität ist praktisch unmöglich.“

(Luhmann, Die Praxis der Theorie, in: Ders., Soziologische Aufklärung I, 319)

[Weiterführende Erläuterungen zum Motiv der Monstranz, deren Zusammenstellung mit der Systemtheorie und der Frage nach dem empirisch nicht Bestimmbaren, das trotzdem erscheinen soll: Bitte hier weiterlesen! ]

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