Ein funktionales Äquivalent für die "Trunkenheit" psychischer Systeme sucht Peter Fuchs - mit systemtheoretischer Nüchternheit und dem gewohnten Feingefühl für besonders plastische Störungs-Metaphern - für die Sozialsysteme. Ergebnis: Religiöse Feste, Feuerzeugschwenken bei Musik-Konzerten, das Singen von Nationalhymnen.
Die ersten zwei Theorie-Shots gibts hier frei Haus (trinkfesteres Bewusstsein zieht sich hier die ganze Palette mit anschließendem Re-Entry rein):
"Damit wäre dann ‚Trunkenheit’ ein Phänomen struktureller Kopplung. Man müßte nicht sagen, daß das Sozialsystem einer Berauschung unterworfen wäre, sondern nur, daß es seine Strukturen einstellt auf vorübergehende (mitunter festlich-fevrile) Belastungen durch seine Umwelt. Die soziale Autopoiesis bliebe unberührt, denn sie kann (als Unkörper oder ‚Unjekt’) nicht stammeln, lallen, berauscht salbadern oder in trunkene Melancholie verfallen, da sie nicht einmal (mangels entsprechend eingerichteter Sinnesorgane) wahrnimmt, daß dies alles geschieht. Das einzige ‚Material’, das sie zur Verfügung hat, sind die Kommunikationen, die sie selbst herstellt, und keine Kommunikation der Welt (wenn es denn überhaupt singuläre Operationen gäbe) kann trunken sein."

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