Freitag, 23. November 2012

„Die Philosophie“ – was soll´n das sein?






















(PDF-Version: Hier)

Still ist es geworden um die Philosophie. Bis auf wenige, zuweilen wenig wohlwollende Erwähnungen im Feuilleton, hier und da mal ein Vortrag von einem der letzten „Großen“, der aus Anstand oder augenzwinkernd in einer der ebenfalls „großen“ Tageszeitungen kommentiert wird, und der ein oder anderen sogenannten „populärwissenschaftlichen“ Publikation stehen die intelligiblen Konzertsäle der Philosophie die längste Zeit im Jahr leer. Die alte Dame schweigt. „Was soll das eigentlich sein, „die Philosophie“?“ lässt sie sich fragen, lässt sich ungern so fragen, da eine Philosophie, die keine Wesensfragen mehr stellen will, durch so etwas in ungemütliche Schwierigkeiten gerät. „Was ist Philosophie?“, eine Frage, die überhaupt nur als Zitat gestellt werden kann und die zumeist durch den Verweis auf bereits gegebene Antworten beantwortet wird, aus denen der oder die Gefragte – meist selbst „Philosoph“ – eine spezifische Philosophie als „die richtige“ ausgrenzt, um anschließend deutlich klarzustellen, dass es sich bei den konkurrierenden Positionen „auf gar keinen Fall“ um Philosophie im eigentlichen Sinn handeln könne, um „Literatur“ vielleicht, wenn nicht gleich um die verwirrte, sprachlich „aufgebrezelte“ Artikulation allenfalls unscharf gebrauchter Begriffe oder auch andersrum: um bloße „logistische“ Spielereien ohne Wirklichkeits- oder gar Gegenwartsbezug... 

Gerne unterscheidet man dann im Bezug auf solcherlei Überlegungen zwischen zwei Formen von Philosophie, der künstlerisch überformten Suggestion von Weisheiten wird eine Philosophie gegenübergestellt, die vor allem „strenge Wissenschaft“ sein will, die sich als rechenschaftliche und logisch informierte Argumentation und Begriffsanalyse von dem abgrenzt, was sie sich als Philosophie nicht länger (und eigentlich schon lange nicht mehr) gefallen lassen will. Philosophie: Kunst oder Wissenschaft, entscheidet euch! Und wenn ihr euch entscheidet, rechnet damit, dass euch – je nach Wahl – entsprechende Konsequenzen blühen.
Aber, so lässt sich sehr einfach zurückfragen, wie begründet sich eine solche Ausschließungspraxis eigentlich ihrerseits? Woher nimmt sie ihre Gründe? Was berechtigt sie dazu, die Philosophie gerade so und nicht anders zu definieren? Ein Seitenblick auf die Diversität dessen, was historisch bereits als „Philosophie“ hat gelten können, überzeugt schnell davon, dass eine so einfache Beantwortung der Frage nach dem „Wesen“ der Philosophie unmöglich ist, da jede mögliche Antwort immer nur in der Selektion und Herausstellung eines bestimmten (historisch gewachsenen) Begriffs von „Philosophie“ bestehen kann, die – bedenkt man ihre Alternativen – so oder auch anders hätte ausfallen können. So gibt es beispielsweise kein stichhaltiges Argument für die Annahme, dass die Philosophie diejenige Art zu schreiben und zu sprechen sei, die sich ausschließlich der stichhaltigen Argumentation und der „logischen Analyse der Sprache“ verpflichtet sieht. Wer Philosophie formal als schlüssiges Denken und Reden definiert, wird sich überdies schwer tun, die Philosophie noch von anderen Wissenschaften abzugrenzen. Schlüssig denken und reden, das wird hoffentlich auch in den anderen Wissenschaften bereits praktiziert. Also bleibt dem, der Philosophie so definiert und der sie nicht schlichtweg durch eine „Wissenschaftslogik“ (Carnap) zu ersetzen geneigt ist, nur die Möglichkeit, die Philosophie als die allgemeinste Form des schlüssigen Denkens und Redens zu bestimmten. Zu erläutern, wie genau dies dann jeweils vorzustellen ist, ist Aufgabe derjenigen, die die Philosophie so bestimmten. Festzuhalten bleibt allerdings, dass eine solche Definition keine spezifische (sondern allenfalls eine graduelle) Differenzierung der Philosophie von anderen Wissenschaften zulässt – mit dem zweifelhaften Ergebnis, dass alle Wissenschaftler eigentlich ohnehin immer schon Philosophie betreiben und nicht genau klar ist, wozu man „die Philosophen“ überhaupt noch eigens braucht und nicht viel besser jeder Fakultät einen „Philosophie-Bauftragten“ beistellt, der für die Klärung der disziplinspezifischen Begriffe zuständig ist.
„Man glaubt, der Philosophie viel zu geben, indem man aus ihr die Kunst der Reflexion macht, nimmt ihr aber alles, denn die echten Mathematiker haben niemals auf die Philosophen gewartet, um über die Mathematik zu reflektieren, und ebensowenig die Künstler um über die Malerei oder die Musik zu reflektieren: zu sagen, sie würden dann zu Philosophen, ist ein schlechter Scherz, so sehr gehört ihre Reflexion zu ihrer jeweiligen Schöpfung.“
(Deleuze/Guattari, Was ist Philosophie?)
Aber auch ein Verweis auf die „Klassiker“, Personen oder Publikationen, die gemeinhin schon als „Philosophie“ anerkannt sind, bleibt in dieser Hinsicht steril. Was andere, die bereits als „Philosophen“ gelten, in und um ihre offiziellen Arbeitszeiten herum gelernt, gelehrt, gelesen und geschrieben haben, kann ebenfalls keine eindeutige Bestimmungsgrundlage für das „Was“ der Philosophie sein.
„Vorherrschend kehren diejenigen, die sich für allgemeine Theorie interessieren, zu den Klassikern zurück. Die Einschränkung, durch die man sich das Recht verdient, den Titel Theorie zu führen, wird durch Rückgriff auf Texte legitimiert, die diesen Titel schon führen oder unter ihm gehandelt werden. Die Aufgabe ist dann, schon vorhandene Texte zu sezieren, zu exegieren, zu rekombinieren. Was man sich selbst zu schaffen nicht zutraut, wird als schon vorhanden vorausgesetzt. Die Klassiker sind Klassiker, weil sie Klassiker sind; sie weisen sich im heutigen Gebrauch durch Selbstreferenz aus. Die Orientierung an großen Namen und die Spezialisierung auf solche Namen kann sich dann als theoretische Forschung ausgeben."
(Luhmann, Soziale Systeme)
Durch die Umwendung der Philosophie in Beschreibungen von bereits als „philosophisch“ vorgekennzeichneten Beschreibungen entsteht aber das Problem, dass die Philosophie selbst gegenüber den produzierten Texten in Distanz rückt. Wir beschreiben und vergleichen Texte, die wir als Philosophie schon bestimmt haben; ob aber diese Beschreibungen von Philosophie ihrerseits „Philosophie“ sind, mag man ebenso gut bezweifeln wie die Frage, ob die Beschreibung eines Fußballspiels durch einen Fußballkommentator noch „Fußball“ ist, und wenn ja, in welchem Sinn genau. Noch problematischer ist allerdings die Voraussetzung, dass es sich bei den „Klassikern“ tatsächlich um Philosophie handele. Was, wenn dies gar nicht der Fall wäre und zum Beispiel, sagen wir, die analytische Philosophie eigentlich gar keine Philosophie war? Was, wenn es sich dabei eigentlich um Meta-Mathematik, Meta-Politikwissenschaft, Meta-Biologie, Meta-Physik gehandelt hätte? Wer kann das ausschließen und mit welchem Grund? Und was geschah dann in der Zwischenzeit mit „der Philosophie“? Könnte sie denn im Eifer vergessen worden sein?
Es bleibt dabei, uns fehlt ein eindeutiges Kriterium, mit dessen Hilfe wir bestimmen könnten, was die Philosophie eigentlich ist und was sie nicht ist. Auch von der Beschreibung ihrer Genese führt kein direkter Weg zu ihrer eindeutigen Bestimmung, das Aufrufen historischer Vorbilder mag zwar je und je als Erklärung der Herkunft eigener Auffassungen dienen, begründen kann es diese allerdings nicht. Definitions- und Unterscheidungsvorschläge bleiben daher notwendigerweise kontingent, ebenso, wie es keine genau zu bestimmende innere Notwendigkeit gibt, mit der die Philosophie heute voranschreitet oder in Zukunft voranschreiten sollte. Es ist nicht einmal klar, wann die Aufgabe der Philosophie als abgeschlossen angesehen werden könnte, nicht klar – wie das bei anderen Wissenschaften durchaus vorstellbar ist – wie die nächsten hierzu notwendige Schritte zumindest aussehen könnten.
„[Es kann] auf keine Weise einsichtig gemacht werden [...], daß die einzelnen Philosophien und Epochen der Philosophie im Sinne der Notwendigkeit eines dialektischen Prozesses auseinander hervorgehen.“
(Heidegger, Was ist das -- die Philosophie)
Beim Stand der bisherigen Überlegungen liegt es also nahe, die Frage „Was ist das – die Philosophie?“ erst einmal beiseite zu legen. Sie scheint nicht die Frage zu sein, mit deren Hilfe wir der Antwort auf die Frage nach der Philosophie auf den Grund kommen könnten. Tatsächlich kann es nicht darum gehen, einen „Wesenskern“ der Philosophie von dem zu unterscheiden, was dieser nicht entspricht, da solche Versuche angesichts der reichhaltigen und vielseitigen Geschichte der Philosophie notwendigerweise defizitär bleiben. Es geht hier also nicht um die Beantwortung einer Wesensfrage, allenfalls um die Frage nach der Möglichkeit einer „freie[n] Folge“ (Heidegger) im Anschluss und in Weiterführung philosophischer Tradition(en). Wie kann man überhaupt anknüpfen an das, was de facto als „Philosophie“ bereits stattgefunden hat? Wie lässt sich die Funktionsstelle, die durch den Begriff und die Institution „Philosophie“ innerhalb unserer Gesellschaft freigehalten ist, sinnvoll und in innerer Verantwortung gegenüber dem, was die Philosophie bisher war, all dem, was bisher als „Philosophie“ geschah, mit Inhalt füllen? Von einer Wesensfrage sind wir also zu einer Werdensfrage gelangt. Dabei zeigt sich: die Frage nach der Philosophie ist keine Frage nach ihrem So- oder Anders-Sein, die Frage nach der Philosophie ist vielmehr ein Appell an die „Philosophen“, sich in dem, was sie tun, selbst als Philosophen zu verantworten. „„Die Philosophie“ – was soll das sein?“, eine Frage, die man – sofern man metaphorische Überhöhungen nicht scheut – als das „Gewissen“ der Philosophie bezeichnen könnte. Eine Frage, der kein Philosoph letztlich auszuweichen vermag, die eindeutig zu beantworten ihm aber keine letztgültigen Argumente sondern allenfalls persönliche Wünsche und historische Kenntnisse zur Verfügung stehen.
Mit dem Übergang vom Wesen zum Werden ändert sich der Charakter der Frage radikal: Die Frage nach der Philosophie wird appellativ und direktiv zugleich, sie richtet sich nun an jeden einzelnen „Philosophen“ und fordert ihn dazu auf, zu bestimmen, was die Philosophie seiner Ansicht nach (heute und in Zukunft) sein sollte, was ihre Rolle, was ihre Aufgabe, was ihre Funktion in der Gesellschaft zu sein habe. Gegenüber einer solchen Frage kann es in der Philosophie keine Neutralität geben. Implizit oder explizit hat sich hier jeder „Philosoph“ schon entschieden, diese und nicht jene „Philosophie“ zu betreiben. Dies zu verunglimpfen, das wohlwollend zu rezensieren. Die Schwierigkeit liegt nur darin, dass diese Entscheidungen meist nicht bewusst getroffen sind. Sie entstammen ihrerseits allzu häufig einem Prozess der jahrelangen Gewöhnung, der kontingenten Prägung durch bestimmte lokal dominante philosophische Schulen und Richtungen, dem Nicht-Wissen um die ursprüngliche Alternativität in der Frage, was „Philosophie“ eigentlich sein soll. Eine Frage, die mehr einer Aufforderung zur Verkörperung einer der vielen möglichen Philosophien im eigenen Tun und Denken gleichkommt als der Suche nach eindeutigen Definitionskriterien. Der Begriff „Philosophie“ verweist darauf, dass es innerhalb der Gesellschaft eine Stelle zu besetzen gibt, eine Stelle, die durch den Begriff selbst freigehalten wird, und die so oder anders mit Inhalten, Perspektiven und Fragen auszufüllen Aufgabe derjenigen ist, die sich auch in Zukunft noch als „Philosophen“ bezeichnen möchten.
[Re-Entry vom 6.10.11]

12 Kommentare:

  1. Hmmm, so wie es aussieht, scheint Philosphie deiner Defintion nach etwas zu sein dass allein den Philosphen überlassen ist, insofern das jenen genug ist, von mir aus...werden sie sich wohl auch damit begnügen müssen in der gesellschaftlichen tonne zu leben.

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  2. So, wie der Text angelegt ist, versucht er sich selbst an keiner Definition von Philosophie -- die ist ja gerade das Problem. Wenn er eine "These" vertritt, dann die, dass eine eineindeutigen Definition von Philosophie mindestens problematisch (wenn nicht eigentlich sogar unmöglich) ist. Was würde daraus (normativ) für die Praxis der Philosophie (das Philosophieren) folgen? - Nichts bestimmtes.

    Hier könnte der Text (als Argumentation) natürlich zuende sein, er wäre dann aber schlichtweg destruktiv. Und tatsächlich sieht man ja, dass "Philosophie" (aber was soll das sein?) an vielen Orten "gemacht" wird (der Essay selbst suggeriert ja auch, "Philosophie" zu sein). Der Text fordert deshalb, dass all diejenigen, die sich für "Philosophie" verantwortlich fühlen (Und wer genau ist das? - Eben alle, "die sich für "Philosophie" verantwortlich fühlen" [also gerade nicht eine schon festgelegte Gruppe "jener" "in der gesellschaftlichen tonne" lebender Außenseiter, sondern alle, die "Philosophie" -- ob institutionell verankert oder nicht -- in irgendeiner Weise betrifft]), diese also sollen ihr jeweiliges Verständnis von Philosophie darstellen (im Text heißt das unscharf "verkörpern" und hierhin steckt sicher ein versteckter Appell an "Authentizität").

    Dem Text geht es also um die Beförderung eines Bewusstseins der Alternativität möglicher Philosophie(en) und das gerade auch außerhalb des Bezirks institutionalisierter Philosophie, nicht um die Eingrenzung von Definitionshoheiten.

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  3. "[...] people be askin me all the time, ›Yo Mos, what’s gettin ready to happen with Philosophy?‹ [...] I tell em, ›You know what’s gonna happen with Philosophy? Whatever’s happening with us.‹ If we smoked out, Philosophy is gonna be smoked out. If we doin alright, Philosophy is gonna be doin alright. People talk about Philosophy like it’s some giant livin in the hillside comin down to visit the townspeople. [...] We are Philosophy. Me, you, everybody. We are Philosophy. So Philosophy is goin where we goin. So the next time you ask yourself where Philosophy is goin ask yourself.. where am I goin? How am I doin? Til you get a clear idea." (so ähnlich in: Fear not of Man, Black on Both Sides.)

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  4. In einer mobilisierten Gesellschaft, in der die Tonne zu Rädern umfunktioniert wurde, gilt es vielleicht eine Autologische Definition von Philosophie zu wagen. Eine Definition, in der dasjene, was es zu definieren galt selbst wieder eintritt.

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  5. Rocko Schamoni zum Thema:

    "Hallo Freunde, ich bin der Beobachter,
    ich stehe lautlos hier ganz oben und bin einfach da [...]
    Ich bin aus Stein gebaut, doch wie Luft so frei. [...]
    Ich wünsch mir einzig und allein, dass ich dabei sein darf,
    ich muss es sehn, denn ich bin der Beobachter"

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  6. Es ist ein Problem einer jeden Disziplin, wenn sie sich erst einmal fragen muss, was sie tut, bevor sie es tut. Tendenziell droht sie daraufhin unter dem Gewicht ihrer Selbstreferenzialität zusammenzubrechen. Ein Musiker, oder ein angehender Musiker, der sich erst fragt, was Musik ist, bevor er anfängt sie zu praktizieren, wird -höchstwahrscheinlich- niemals ein Stück Musik komponieren.
    In dem Text ist von Deleuze/Guattari "Was ist Philosophie?" die Rede. Ein Werk, das die beiden sich leisten konnten, nachdem sie ihr ganzes Leben lang nichts anderes gemacht hatten, was aber auch ihre großen philosophischen Erzählungen abschloss.

    @wundertue: Jarvis Cocker zum Thema:
    "All the culture vultures and all the snot-nosed kids
    And all the so-called artists, wannabes and never-dids
    You claim you're not involved but you're in up to your neck
    The night belongs to lovers so show some respect"

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    1. Allerdings! Das im Essay fokussierte Problem scheint mir allerdings - zumindest so, wie ich den Text verstehe - vor allem in den Folgeproblemen zu liegen, die durch die Verabsolutierung einzelner Definitionen entstehen können. Um beim Beispiel zu bleiben: Es werden sich sicher genug Vertreter finden, die nicht einmal dazu bereit wären, Deleuze und Guattari zu bescheinigen, dass sie "schlechte Philosophie" betrieben hätten, sondern ihnen dieses Prädikat lieber im Ganzen aberkennen, oder deren Ansätze schlichtweg als "eleganten Unsinn" (Sokal) beschreiben würden. Gegen solche - reale oder fingierte - Vorschnelle votiert der Text.

      Ich wäre aber skeptisch, ob man das Problem der Selbstreferenzialität lieber nicht aufwerfen sollte, um keinen "Zusammenbruch" der Disziplin (oder zumindest der eigenen Beteiligung) zu riskieren. Natürlich, ohne ein implizites Vorverständnis dessen, was Philosophie sein und was sie nicht sein sollte, kommt auch dieser Text nicht aus. Er wirbt dabei aber nicht für überhebliche Entbeteiligung (@wundertuet), die ja gerade einer sich scheinbar ins Joviale rettenden Resignation vor dem Problem der Selbstreferenz gleichkäme, sondern für selbstkritisches (vorurteilsbewusstes) Engagement für die Sache selbst.

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    2. Mit den Begriffen Vorverständnis wie auch Bewusstsein wird die Selbstreferenz wohl nur schwer fassbar. Selbstreferenz setzt nicht voraus, dass irgend jemand etwas weiß. Selbstreferenz setzt nur voraus, dass vieles (Ähnliche) passiert, operiert, produziert und/oder reproduziert.

      Alles Wissen wie auch alles Bewußte baut auf den einfachen wissensfreien Operationen auf. Erst wenn sich einige Operationen auf andere Beziehen kann man von wissen oder Bewußtsein sprechen. Aber das sind immer nur Inseln im Strom der Zeit.

      Insofern ist auch Philosophie Wissens- und Bewußtseinsfrei möglich (mithin nötig). Zumindest auf der einfachen operativen Ebene. Die zweite Ebene wird wohl in den Gegenbeobachtungen heftigst überschätzt.

      Engagement für die Sache Selbst ist dann auch einfach: Engagement (ohne der Sache selbst). Denke dass lässt sich so auch bei Deleuze und Guattari herauslesen.

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    3. Luhmann unterscheidet da doch zwischen „Operieren“ und „Beobachten“: "Durch Operieren (...) wird eine Differenz und im weiteren Verlauf die Einheit eines Systems erzeugt im Sinne eines ausdifferenzierten Operationszusammenhanges." (Zeitschrift für Soziologie, Jg. 22(2), 1993, 141) Und Beobachtung wäre dann Thematisierung der Einheit der Operationen als Operation.

      Könnte es dann nicht sein, dass sich in einer Disziplin verschiedene unabhängige Operationszusammenhänge ausbilden? Dann müsste ja in der "Beobachtung" irgendwie unterschieden werden, welche Operationen zum Zusammenhang gehören und welche nicht, oder nicht? Und wenn die dann gar nicht mehr als Einheit beobachtet werden können? Das ist doch ein Problem! Das hat doch Luhmann auch in "Soziale Systeme" mit Blick auf die Soziologie seiner Zeit problematisiert!

      „Die Einheit der Soziologie erscheint dann nicht als Theorie und erst recht nicht als Begriff ihres Gegenstandes, sondern als pure Komplexität. Das Fach wird nicht nur intransparent, es hat seine Einheit in seiner Intransparenz.“ (Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 8)

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    4. Operieren und Beobachten finde ich hier auch gut. Nur ist die Beobachtung von Einheit (schon seit Kant) nicht mehr von den Dingen (Disziplinen) abhängig, sondern von den Unterscheidungen!

      Auch Luhmann legt ja auf Seite 8 los: "er-scheint-"... und schafft es dann doch die Einheit der Soziologie wieder herzu-beobachten. Genau dieser Schein scheint mir auch in Unmöglichkeit der Einheit der Philosophie beobachtet zu werden.

      Mit einem Toyota sollte diese Umnöglichkeit aber leicht umschifft werden können. Wir bräuchten statt einem ontischen Automobilprodukt nur andere Unterscheidungen um die Einheit der Philosophie wieder zu beobachten.

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  7. @Luhmahner: Das würde der Darstellung im Text nicht widersprechen, denke ich.

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  8. Avec votre accord j'ai insérer vos info en français sur mon micro dossier : http://fr.calameo.com/books/001343388c193f298130f

    Cordial

    ft

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