Freitag, 22. Oktober 2010

Die Sneak-Review: Twelve

Batman & Robin. Phone Booth. Eine homoerotische Phantasie von Geroge Clooneys Nippeln in Spandex und ein flotter Thriller, in dem Kiefer Sutherland moralisch gegen das Fremdgehen ansnipert. Zwischen diesen beiden Eckpfeilern spannt sich das bisherige Schaffen von Joel Schumacher.
Kritik und Boxoffice haben ihr Urteil über die Verfilmung des Romans, den der damals 17 jährigen Nick McDonnel in den Sommerferien geschrieben hat (Ich gestehe hier meine Unkenntnis des „Kultbuches“, stelle aber überrascht fest, dass die 17 Jährigen Literaten in diesem Jahrzehnt offenbar ein internationales Phänomen sind), längst gefällt: sie ist miserabel. Doch wer von Schumacher cineastische Gourmetkost erwartet, der ist entweder Religions- oder Philosophielehrer und hat seine Schüler neun Jahre lang (bis zum Erscheinen von Matrix) mit Flatliners gequält, oder aber er hat sich gründlich an den Schumacherschen Qualitäten versehen – den diese liegen, wenn überhaupt irgendwo, im Camp.
Wo also ist Twelve auf der werkinternen Meßlatte anzusiedeln? Kiefer Sutherland ist (jedenfalls im Original) diesmal für das moralinsaure Voice-over zuständig, das offenbar der Romanvorlage entnommen ist (und daran zweifeln lässt, ob es begrüßenswert ist, dass die ersten Gehversuche junger Literaten von überengagierten, und einflussreichen, Eltern an die lesende Öffentlichkeit gebracht werden). Chace Crawford, ein brünetter Schönling, den man aus Gossip Girl kennen könnte, kann es in seiner Rolle als White Mike nicht ganz mit dem jungen George Clooney aufnehmen, aber Schumacher tut sein bestes; die Kamera scheint geradezu verliebt in dessen Dreitagebart und Strähnchen in der Stirn zu sein. Einmal steht White Mike im wehenden Mantel an der Kante eines Hausdaches und Sutherland sinniert darüber, dass unser drogendealender Held gerne von Dach zu Dach springen würde, muss aber bedauernd schließen, dass er es niemals wird tun können. Was zunächst als sinnentleertes Geschwafel anmutet, entpuppt sich, im werkgenetischen Zusammenhang als melancholischer Abschied von einem anderen dunklen Ritter, dessen Schicksal nun in den Händen Christopher Nolans liegt, der die homoerotischen Anlagen seines Stoffes nie verstanden hat.
Twelve ist, bis auf die in bedeutsam gleisendes Licht getauchten Rückblenden auf die Vergangenheit von White Mike, durchaus flott inszeniert und der Voice-over, der für jede Handlung der Figuren sogleich ein psychologisches Deutungsmuster parat hat (der junge Autor muss ein Menschenkenner erster Güte gewesen sein) , enthebt uns auch von der Mühe des Nachdenkens, so dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Dennoch muss man abschließend sagen, dass der Film lediglich im Mittelfeld von Schumachers Werk rangiert, da er weder die Spannung eines Phone Booth aufzubauen versteht, noch mit der zügellosen campyness eines Batman & Robin aufwartet.

[BEN J MAN]

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