Freitag, 25. November 2011

Lebens-Kunst-Nischen XX: Gestaltete Oberflächen




Und zur "Abrundung" noch ein bisschen verdaubare Technik-Philosophie:
Der Begriff „Benutzeroberfläche“ [...] bezeichnet die gestalteten Interaktionsflächen technischer Apparate, die ihren Verwendern diejenigen wahrnehmungsmäßig zugänglichen Komplexitätsreduktionen anbieten, die den fließenden Umgang mit den technischen Produkten erst ermöglichen -- „ein schlechtes ,Produkt´, das sich in seine Eingeweide sehen lässt“ (Blumenberg).

Das Programm wendet seinem Anwender also die zur Benutzung einladende Arbeitsfläche zu, lächelt ihn gleichsam auffordernd an, um den Mechanismus seiner Funktion zugleich hinter diesem Lächeln zu verbergen. Dabei machen sich die Techniker und Designer eine Eigenschaft zunutze, die der Gestaltpsychologe Kurt Lewin den „Aufforderungscharakter“ der Gegenstände nannte; Gibson oder auch Norman sprechen hier analog von in den Gegenständen angelegten „affordances“. Ein Produktdesigner kann in diesem Sinn als ein Gestalter solcher Aufforderungscharaktere beschrieben werden. Er entscheidet, welche Seiten und welche Funktionen das Produkt dem Verwender auffordernd zuwendet, welche inneren Funktionen es ihm zugänglich macht und welche „Spuren“ es hinter seiner materiellen Oberfläche verschwinden lässt. Zwar können die Verwender in dieser Situation lernen, wie sie erfolgreich mit den technischen Geräten umgehen, dadurch wissen sie aber noch lange nicht, was deren Funktionen im Innersten in Bewegung hält.
(Die Quelle ist selbst die Quelle, Wissen und Zaubern an der Oberfläche)

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