Montag, 31. Dezember 2012

Das "Dies" des "Jetzt" - Probleme mit Zeitstellen und Silvester


"Alles wie immer"
(Foto: C.Sefton; Lizenz: CC BY-NC-ND)
Gerade jetzt, kurz vor dem Neuen Jahr, ist nicht mehr wirklich leicht zu sagen, ob "jetzt" wirklich eine Stelle in der Zeit bezeichnen kann und wie ihm das eigentlich gelingen sollte. 

Wenn wir etwas wahrnehmen, so können wir sagen, dass wir "dies" "da" "jetzt" wahrnehmen. Die Zeigeworte verweisen auf Punkte, Stellen, Einzelne, scheinen das zumindest zu tun und insofern dann eben auch zu können - sie bilden unser principium individuationis. Ohne "dies" und "das" und "hier" und "jetzt" auch nicht die Vorstellung, unsere Wahrnehmung selbst sei "stellenhaft" strukturiert. Kein gleitendes Kontinuum also, sondern eine in lauter "heacceitates" "hic et nunc" zerfallende mögliche universale Stellenbeschreibung ["Weltstellenbeschreibung", für die nur die eine als einzige Bewerberin in Frage kommt]. "Sein" heißt dann, sofern wir eben darüber sprechen wollen: Bewerber für eine ontologische Stellenausschreibung sein. Das einstellende Sprechen von Seiendem kennt nur solches - so oder so, Seiendes als mögliche Werte von Aussagefunktionen [Quine]. Und so bemüht es sich auch zeigen sollte, sprachlich hinter die groben Raster der Preisschilder, Kästen und Klötze zu greifen, in Atmosphären und Diffusionsbezirke, Stimmungsmilieus und auratische Erscheinungsqualitäten, verbleibt es doch, sofern es eben sprachlich verfährt, innerhalb des stellenden Bestimmens von "diesem" und "jenem" als "dies" und "das" "jetzt" und "hier", "dort" und "dann", "irgendwo" "irgendwann". 

Das ist grundsätzlich kein Problem. Ob Sprache aber als unbefragtes Vehikel zur Darstellung gebraucht werden sollte oder aus der Notwendigkeit der sprachlichen Einfassung des Denkens ontologische Vorurteile abgeleitetet werden sollten, gerade eben jetzt und hier eine Frage.  

Was ist jetzt aber heute mit dem Neuen -- jetzt und im nächsten Jahr?
Vor allem ist das Jetztmoment charakterisiert als das Neue. Das eben herabsinkende Jetzt ist nicht mehr das Neue, sondern das durch das Neue beiseite Geschobene. In dieser Beiseiteschiebung liegt eine Veränderung. Aber während es seinen Charakter des Jetzt verloren hat, hält es sich in seiner gegenständlichen Intention absolut ungeändert, es ist Intention auf eine individuelle Objektivität, und zwar anschauende Intention. In dieser Hinsicht also liegt keinerlei Veränderung vor.
(Husserl, Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins)
Auch morgen also nur alles wieder wie jetzt.

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