Donnerstag, 9. Dezember 2010

Krieg spielen und friedlich lieben - Das Paradox der Spiele

"Das Spiel ist ein faszinierendes Phänomen. [Undsoweiter....] Jede menschliche Tätigkeit - ob Sprache, Arbeit, Familie oder Politik - lässt sich bei genauem Hinsehen als ein "Spiel" beschreiben. [Undsofortodersoähnlich]"
"Spiel" - das ist einer der Begriffe, in denen manche Theoretiker so gerne den Wunderschlüssel sähen, mit dem sich die Truhe, in der das anthropologische Geheimnis noch immer verborgen liegt, letztlich doch noch müsste öffnen lassen. ("Symbol", "Text" und "Theater" gehören auch dazu.)

"In den zwanziger Jahren schrieb Walter Benjamin, es gelte den Irrtum zu überwinden, der «Vorstellungsgehalt eines Spielzeugs bestimme das Spiel des Kindes, da es in Wahrheit sich eher umgekehrt verhält». Das Spiel bestimmt also die Bedeutung des Spielzeugs, nicht umgekehrt." NZZ
Da hat Benjamin sicher recht gehabt.  
Alle anderen aber, die inzwischen keine Lust mehr auf immer hektischer werdende Kriegssimulationen auf ihrer angestaubten PS3 haben und nicht länger durch den riesenhaften Einsatz ihrer Imagination festlegen wollen, was ihr Raketenwerfer jeweils  eigentlich bedeuten soll, sollten vielleicht auf diese historische Alternative ausweichen: Das Adler-Luftkampfspiel.

Neben diesem war in Kriegszeiten vor allem noch ein Schachspiel beliebt, das sich klingend "Tak Tik Wehrschach" nannte (gab es offenbar auch in einer Taschenversion für die Front). In der Anleitung findet sich der  bitter-amüsante Begriff der "Kampfaufgaben" , die regelmäßig von Zeitungen und "öffentlichen Organen"  veröffentlicht worden sind, um die Männer auf Trap zu halten. Theoretiker der symbolischen Interaktion, Homo-Ludisten und die Partei der ewigen Griesgrame streiten sich noch um die angemessene Einordnung solcher Phänomene. Wie dem auch sei:

Mehr denn je steht das Spiel als utopischer Gegen-Ort heute auf dem Spiel.
[Kalauer]

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