Sonntag, 7. April 2013

"Untergrundpoeten sollten sich doch in ihrer Inselmentalität unterstützen, moderne Lyrikkiste!?" - "Allerdings!"

Vollends ein Gedicht mit seinem Geheimnis schneidet ja den Sinn der Welt, wie er an tausenden alltäglichen Worten hängt, mitten durch und macht ihn zu einem davonfliegenden Ballon. 
(Ulrich, MoE)
"Klar!"
Der weltbeste Belletrist Robert Musil ist für sein lyrisches Werk bisher nur kaum gewürdigt worden. Das liegt, wie manch einer zu Recht zu behaupten selten müde wird, vor allem daran, dass Musil kaum ein lyrisches Werk hinterlassen hat. An unerwarteter Stelle ist nun aber doch von diesem schriftstellernden Großwesir ein Poem hervorgetreten, das sich bis eben gerade vorhin noch in dessen Novelle Grigia verbarg. Hier nun zum ersten Mal als Gedicht veröffentlicht (die ersten beiden Sätze eröffnen nur den Kontext, damit der Gedichtballon leichter abheben kann):

"Ein Regen wischte gerade mit den ersten Strichen nass über das Gras. Unter einem Strauch am anderen Bachufer brannte ein Feuer, das man über das neue Ereignis vergessen hatte, während es bis dahin sehr wichtig gewesen war; als einziger Zuseher stand daneben jetzt nur noch eine junge Birke.
An dieser Birke war
mit einem in der Luft hängenden Bein
noch das schwarze Schwein gebunden;
das Feuer, die Birke und das Schwein
sind jetzt allein."
Lyrik an unerwarteter Stelle lieferte heute morgen auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann via Tagesschau:
"Bundesbankpräsident Weidmann tritt dafür ein, dass Banken in Schieflage geregelt abgewickelt werden" 

2 Kommentare:

  1. Vielleicht hat Weidmann auch nur, eben auf seine Weise, gründlich gehustet. Man weiß ja: Es ist im heurigen April Erkältungswetter; und Weidmann hat bei Angela Merkel gelernt; und ist ein notorischer Understatement-Like-Button-Drücker: vielleicht sogar ein fairer, wenn auch eigener "Lyriker" (interessante Kategorie für Bänker; vor allem auf Norbert Walter und seinen unerwartet erschossenen Kollegen Herrhausen hätte sie wohl übergenau gepasst). Wie auch immer, die Novelle Grigia hat Weidmann vielleicht dann doch nicht gekannt - woher auch, wenn er meistens die Financial Times oder andere Blätter liest? Aber wer weiß, ob er nicht Musil sonst vielleicht kennt und schätzt. Leute, die viel zu tun und sonst auch einige Verantwortung haben, sind ja oft trotzdem oder gerade deshalb kluge und genaue Leser. Und selten Angsthasen. Eher Gestalter. Und Ballon (mit Rekurs auf das Bild im Post gesprochen) fahren sie - aus Gründen der dann völligen Abhängigkeit von Thermiken - eigentlich weniger gern als in einem von kundigen Leuten steuerbaren Zeppelin (es kann auch ein Jet sein), klar.

    http://www.youtube.com/watch?v=rAHhBsaqs8Q&list=RD02Pkc8LjmKKMw

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  2. Moderne Lyrik-Kiste, hanseatisch:
    http://www.youtube.com/watch?v=gT53-9b_aO0

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