Wenn ich aber das Wachsstück von seinen äußeren Formen unterscheide und ihm gleichsam die Kleider ausziehe, um es nackt zu betrachten, so kann ich es in der Tat nicht ohne den menschlichen Geist wahrnehmen, wiewohl bislang noch ein Irrtum in meinem Urteil möglich ist.
(Descartes, Meditationen)
Auch ich will also meine Figur beschreiben, und wenn kein Sterblicher, nach jener Inschrift dort, den Schleier hebt, so müssen wir Unsterbliche zu werden suchen; wer ihn nicht heben will, ist kein echter Lehrling zu Sais.
(Novalis)
Die Dinge, wie sie zunächst und zumeist so erscheinen, sind verkleidet. Nicht einfach, wie sie sind, platzen die in die Szene: die erscheinen so und so. Die verkleideten Dinge umstellen uns immer überall im Weltgelände als diese und jene. Die Welt ist "symbolisch", die Dinge erscheinen als etwas. Im Als verkleidet sich uns die Welt; Abendgarderobe. Das "Kleid der Symbole, der symbolisch-mathematischen Theorien, befaßt alles, was wie den Wissenschaftlern so den Gebildeten als die 'objektiv wirkliche und wahre' Natur die Lebenswelt vertritt, sie verkleidet. Das Ideenkleid macht es, daß wir für wahres Sein nehmen, was eine Methode ist [...]." (Husserl, Krisis) Und weil das so ist, müssen Phänomenologen aus erkenntnistheoretischen Gründen die gegebenen Phänomene entkleiden, die vollständige "Entsymbolisierung der Welt" (Scheler) vorantreiben, bis am Ende nur feinstes Weltsubstrat übrigbleibt.
Wer mal so weit kommen sollte, der hat dann aber leider den Schlamassel: der muss den ganzen "Weltbrei", den er dann angerichtet hat, die "brodelnde Masse des bloß inhaltlichen Beisammen" (Münch), selbst auslöffeln - und reden kann er da dann leider auch nicht mehr drüber: "Eben daraus, daß man von etwas überhaupt schon nicht einmal reden kann ohne bestimmte Voraussetzungen, erwächst das ganze Problem der Transzendentalphilosophie" (Münch).
Wäre der Mensch imstande und könnte er einen Becher vollkommen leer machen und leer halten von allem, was zu füllen vermag, auch von Luft, der Becher würde zweifellos seine Natur verleugnen und vergessen, und die Leere trüge ihn hinauf bis zum Himmel.
(Meister Eckhart)"Die Maschine im Gehäuse hält was geheim."
Ist Transzendentalphilosophie, mindestens nach Kant, KrV B 25-27, nicht gerade und einfach voraussetzungslose, aber auf neue Gründlichkeit bedachte Verständigung über die Bedingungen von Möglichkeiten (vorzugsweise der Erkenntnis, an der ja vieles in der Philosophie hängt)? Wenn nicht, hat sich Kant wohl in Unklarheiten verschrieben. Wenn doch, lebt der Möglichkeitssinn schon vor der Geburt Musils.
AntwortenLöschenIst Transzendentalphilosophie, mindestens bei Kant (KrV B 25-27), nicht gerade und schlicht: Interesse an neuer Gründlichkeit über Bedingungen von Möglichkeiten, vorzugsweise von Erkenntnis, an der in der Philosophie so vieles hängt? Hat sich Kant etwa in Unklarheiten verschrieben? Wenn nicht, lebt der Möglichkeitssinn wohl schon vor der Geburt Musils. Aber dann auch nicht nur als "man" ohne die Eigenschaften.
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