Freitag, 9. August 2013

Gefühlsproleten fühlen sensiblen Fühlern die Gefühle weg!


"Gefühle sind räumlich ergossene Atmosphären" 
Hermann Schmitz
I

"Gigalächter" (weesen; CC BY-NC 2.0)
Viele kennen das Problem, wissen aber leider noch immer nichts davon: Gefühlsproleten fühlen sensiblen Fühlern die Gefühle weg. Wer gewohnheitsmäßig mit seinem Gefühle immer laut und kräftig nach vorne herausplatzt (während eines geselligen Abends, bei einer Diskussion), hat schnell alle zur Verfügung stehende Gefühlsspannung für sich in Anspruch genommen. Der Gefühlsraum ist schnell übersättigt, Menschen mit niedrigen Gefühlswerten sehen sich zur affektiven Verstummung veranlasst: Sie werden schlichtweg überfühlt. Problem dabei: sensible Fühler erscheinen so schnell als Muffel oder Apathiker, ihre leisen Gefühle gewinnen keinen Ausdrucksraum, während ihr Gefühlsausdrucksvermögen mangels konkreter Anlässe langsam verkümmert. Andererseits verlernen Gefühlsproleten bei Nichtberücksichtigung der leiseren Gefühlsalternativen durch ihren Hang zur Hyperbel schnell die Nuance und fühlen letztlich alles und jeden immer auf gleichem Level gleichlaut weg.  
II 
Peter meint, wenn Martin mit seinen Gefühlen immer so laut nach vorne rausprotzt, hat er gar keinen Platz, um da noch selbst seine Gefühle mit an Bord zu bringen. "Der fühlt mir einfach meine ganzen Gefühle weg." So ein Gefühlsproll wie Martin, der die ganze Zeit auf Vollgas mit seinen Gefühlen nach vorne rausplatzt, allen alle Gefühle so direkt vor der Nase wegfühlt, macht sensiblen Fühlern wie Peter das Leben schwer: "So ein kleines leises Gefühl, das kommt auf silbernen Füßen, das braucht seine Zeit und seinen Raum, das kann man nicht mal schnell so raushaun' wie Martin seine ganzen vollumfänglichen Alarmgefühle."   
Als in einer Runde letztens Peter zum Beispiel mal so vorsichtig ansetzen wollte mit einem leisen Euphoriegefühl, weil er sich darauf gefreut hatte, mit den anderen bald loszuziehn, erst einmal mit einem vorsichtigen Satz "Das wird sicher toll heut' abend!", brach Martin gleich brachial und gewaltig mit seinen Mordsgefühl ins Gespräch und fands einfach schon sofort total geil. 
"Da kann ich einfach nicht mitfühlen", meint Peter. "Was soll denn mein kleines Gefühl da noch anrichten, wenn Martin den ganzen Raum schon zugefühlt hat?"
III

Die reflexive Gefühlsraumontologie kommt in solchen Fällen dank ihres ergonomischen Designs mit vier einfachen Komponenten aus:
1. Der wahrgenommenen Gefühlsraumsättigung (Sättigung) 
2. Den Gefühlswerten der jeweiligen Personen (Werte) 

3. Ihren jeweiligen 
Gefühlsausdrucksschranken (Schranken
4
. Der Differenziertheit des Gefühlsausdrucks [digitale vs. analoge Fühler]
Aus den aktuellen Gefühlswerten der Einzelnen ergibt sich relativ auf die bestehende Gefühlsraumsättigung eine Wahrscheinlichkeit des jeweiligen Gefühlsausdrucks [Peter nimmt nach Martins gefühlsproletischer Intervention die Gefühlsraumsättigung als seinen Gefühlswert signifikant überschreitend wahr]. Übersteigt die bestehende Gefühlsraumsättigung den Gefühlswert einer Person signifikant, so wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit affektiv verstummen. Übersteigt der Gefühlswert einer Person ihre Ausdrucksschranke, so drückt sie allenfalls den von der Schranke vorgegebenen Maximalwert aus, sofern die wahrgenommene Gefühlsraumsättigung noch signifikant unterhalb dieses Wertes liegt. Liegt der Gefühlswert oberhalb der wahrgenommenen Gefühlsraumsättigung und unterhalb der Gefühlsausdrucksschranke, steht einer freien Gefühlsäußerung nichts im Weg.

Gefühlsproleten entpuppen sich demnach oft schlichtweg als digitale Fühler: tertium non laughter

1 Kommentar:

  1. Alarm in der Gefühlsempfangsbereitschaftszentrale11. August 2013 um 01:22

    1:
    Astrologicus: Nein, es ist noch so weit zur Expansion
    Grenzzieher: Du brichst aus wie ein Vulkan
    Empathicus: Der Mittelraum zwischen du und ich
    Luftikus:
    Scholasti... und so weiter
    auszurechnen und was dann
    In der Zentrale laufen die Drähte heiß. Es wird hie und da angerufen, auch wenn wo wenn es jemand ist nur Rauschen oder ist es oder geflüsterte. Ist es woher? Das Rauschen im Kopf schon eingestellt, versättigt noch am Urgefüge: so schmeckt es, wenn man die Gewürze nicht in fertiggestellter Mischung einsiebt, sondern selbst im Pfännchen trocken heizt. Bei genügend Trocknung folgt dann ein Zerstäuben: fein gepulvert riecht ganz gut und wie Kindheit auch mit Nelken. Zauberpfännchen.

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