Immer noch müde. Der elf-köpfige Soziograph kann mit einem Mal durchgreifen in ältere Bewusstseinsschichten: Urtümlicher Knödelgeruch in einer Ski-Hütte seiner Kindheit, feuchtes Holz und das ungelenke Stapfen von Ski-Schuhen über einen schmierigen Untergrund. Frühlingsfrische Luft. Ein sonniger Morgen nach Regen auf einem Campingplatz. Halbgeschlossene, magische Schalusien in Vorzimmern italienischer Absteigen versprechen einen schon zur Gänze aufgestandenen, jubilatorisch zupackenden Tag, der sich wie die förmliche Einladung liest, jetzt da draußen etwas zu unternehmen.
Irgendetwas, das den Gang des Lebens gehemmt hatte, hat sich gelöst. Nicht, als wäre ein Schleier von der Welt genommen, als hätte sie sich vielmehr selbst geöffnet um überhaupt wieder nach etwas zu schmecken, als wäre sie selbst heute tatkräftiger und zuversichtlicher als gestern.
Der elf-köpfige Soziograph vergisst seine Aufgabe und schreitet in Gedanken die alten Wege ab: In einem Vorstadtdorf wäscht ein alter Mann "seinen Wagen" mit einem Wasserschlauch. Der Unbekannte darf passieren. Um halb eins steht die Umgebung in einer fahlen, wie auf der Lauer liegenden Agonie zu ihrem letzten verwüstenden Ausbruch bereit. "Todestriebhafte" Träume lassen die Hausfassaden noch einmal unbewegt zucken, während drinnen die noch heißen Töpfe auf die Familien warten: der elf-köpfige Soziograph -- unerkannte Totengräber der Literatur.
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