Freitag, 2. September 2011

Bourdieu in Plauderlaune: Lob der Popularisierung II


Auch das neben Einschaltquotenkritik: 

"Die schlichte Weigerung, sich überhaupt im Fernsehen zu äußern, scheint mir nicht vertretbar. Ich denke sogar, daß man in bestimmten Fällen förmlich dazu verpflichtet ist – allerdings müssen vernünftige Voraussetzungen dafür gegeben sein. Bei der Entscheidung ist das Spezifische des Instruments Fernsehen in Rechnung zu stellen. Wir haben es hier mit einem Instrument zu tun, das jedenfalls theoretisch die Möglichkeit gibt, jedermann zu erreichen. Daher sind ein paar Vorfragen zu berücksichtigen: Geht das, was ich zu sagen habe, jeden an? Bin ich bereit, meine Rede formal so zu gestalten, daß alle sie verstehen? Verdient sie, von allen verstanden zu werden? Mehr noch: Soll sie überhaupt von allen verstanden werden? Eine Aufgabe gerade der Forscher und Wissenschaftler – und vor allem vielleicht der Sozialwissenschaftler – besteht darin, die Erträge ihrer Forschung allen zugänglich zu machen. Wir sind, wie Husserl sagte, »Beamte der Menschheit«, vom Staat bezahlt, um etwas aus dem Bereich der Natur oder der Gesellschaft ans Licht zu bringen, und es gehört, wie mir scheint, zu unseren Verpflichtungen, das Entdeckte offenzulegen." 
(Bourdieu,Über das Fernsehen)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen