Freitag, 30. September 2011

Wie Russell auf die "Benutzung des Mediums der Intelligenz" zu verzichten lernte...


Eine Theorie der Intelligenz II:

"Ein Beobachter ist also nicht in der Lage, sein Beobachten zu beobachten, weil er sein Unterscheiden nicht beobachten kann. Das muß ihn nicht beunruhigen, da er schließlich genug beobachten kann, um beschäftigt zu bleiben. Aber wenn es ihn beunruhigt, etwa weil er an Vollständigkeit einer ihn selbst einschließenden Weltbeobachtung interessiert ist, gerät er unter den Formzwang des Mediums der Intelligenz. Er findet sich vor einer Paradoxie, die nichts und alles ermöglicht; und wenn er sich selbst als System begreift, das heißt: sich als rekursiv operierend unter Fortsetzungszwang stellt, muß er sehen, wie er aus dieser Blockierung herauskommt.
Die Logik hat hierfür Paradoxieausschließungsregeln entwickelt, etwa die Typenhierarchie von Russell, die aber nicht überzeugen, weil sie selber paradox sind. Sie verbieten einfach, die Frage nach der Einheit ihrer Unterscheidungen (i.e. der Typen, der Ebenen) zu stellen mit der Begründung, daß anders eine paradoxiefreie Logik nicht zustande käme. Das mag zwar sein, impliziert aber zugleich, obwohl man nahe dran war, den Verzicht auf die Benutzung des Mediums der Intelligenz."

(Luhmann, Gibt es ein "System" der Intelligenz?)

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