Sonntag, 9. Oktober 2011

Kant(s) amüsant: Der Indianer als Idiot, textliches Kleinod.


("Old fashioned")
Humor ist eine komplizierte Kunst. Eine noch kompliziertere Kunst ist geschriebener Humor, der nicht einfach nur Ironie, sondern wirklich Witz ist. Ein Glück, dass auch der "Alles-Zermalmer" hin und wieder mal die Zähne zeigte, wie dieses textliche Kleinod beweist:

"Wenn jemand erzählt: daß ein Indianer, der an der Tafel eines Engländers in Surate eine Bouteille mit Ale öffnen und all dies Bier, in Schaum verwandelt, herausdringen sah, mit vielen Ausrufungen seine große Verwunderung anzeigte und auf die Frage des Engländers: Was ist denn hier sich so sehr zu verwundern? antwortete: Ich wundere mich auch nicht darüber, daß es herausgeht, sondern wie ihrs habt hineinkriegen können, so lachen wir, und es macht uns eine herzliche Lust: nicht weil wir uns etwa klüger finden als diesen Unwissenden, oder sonst etwas, was uns der Verstand hierin Wohlgefälliges bemerken ließe, sondern unsre Erwartung war gespannt und verschwindet plötzlich in Nichts. Oder wenn der Erbe eines reichen Verwandten diesem sein Leichenbegängnis recht feierlich veranstalten will, aber klagt, daß es ihm hiermit nicht recht gelingen wolle; denn (sagt er): je mehr ich meinen Trauerleuten Geld gebe, betrübt auszusehen, desto lustiger sehen sie aus, so lachen wir laut, und der Grund liegt darin, daß eine Erwartung sich plötzlich in Nichts verwandelt. Man muß wohl bemerken: daß sie sich nicht in das positive Gegentheil eines erwarteten Gegenstandes -- denn das ist immer Etwas und kann oft betrüben, -- sondern in Nichts verwandeln müsse.
(Kritik der Urteilskraft)

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