Sonntag, 1. Juli 2012

Des Universitators gescheite Rhetorikschule - Part IV: Keine Ahnung!? - Bessere Tarnung!


Der Universitator zwirbelt sich im Bart. Er hat nichts getan. Er hat nichts gelernt. Der Universitator weiß aber, wie sich daraus trotzdem noch was machen lässt. In den letzten Monaten war er an vielen Universitäten unterwegs, um die zwei wichtigsten Regeln für gelungenes Selbstmarketing für Sie ausfindig zu machen.
1. Regel: Lernen Sie erkennen: Stets wird überall mehr gesprochen, als irgendwie überprüft werden kann. Lernen Sie daher den Unterschied von Möglichkeit und Wirklichkeit zu ihren Gunsten zu nutzen. Sagen Sie einfach: "Wittgenstein sagt "Jedes Tun ist immer auch Spiel."" Wer, wenn nicht ein Wittgenstein-Experte, will Sie hier widerlegen, ohne eigene Bloßstellung zu riskieren!? Beharren Sie daher auch bei Widerspruch immer auf ihrer ersten These.
Oder werden Sie sogar forscher: "Das steht ja alles auch schon bei Sellars!" oder "Was Du da gerade anführst steht so überhaupt nicht bei Davidson." - lernen sie dazu unbedingt Unsicherheiten Anderer gut einzuschätzen: Um einen mediokren Kenner mundtot zu machen reicht meist schon selbstbewusstes Auftreten.
2. Regel: Überfordern Sie ihre Gegner durch die Ausstellung von Wissen, das Sie selbst auch nicht besitzen. Wer ein gutes Gedächtnis sein eigen nennt, liest selbst schon lange keine Texte mehr. Informieren Sie sich bequem im Internet und beherzigen Sie folgende einfache Weisheit: Jede Meinung, die ein irgendwie anerkannter Wissenschaftler über irgendeine wissenschaftliche Person irgendwann irgendwo einmal geäußert hat, gehört ab jetzt Ihnen! Denn: jede dieser Meinungen ist mindestens gut genug, um sie noch einmal in einer Diskussion als Ihre eigene zu verkaufen! Was aber tun bei Kritik!? Reagieren Sie (ohne zu übertreiben!) unwirsch, beharren Sie aber in jedem Fall auf Ihrer Position (denn Sie wissen ja: Irgendein anderer hat das auch mal so gesehen (wie Sie jetzt) und der wusste auf jeden Fall mehr von dem, was er da dachte, als Sie.). Zur Not mit einem abschließenden "Ich teile Ihre Position im Bezug auf diesen Punkt überhaupt nicht." die Teil-Debatte beenden.

[Re-Entry 26.01.11]

1 Kommentar:

  1. @http://www.christianlendl.com/

    3. Regel: Tragen Sie enge Anzüge, die richtige Uhr - und schmieren Sie sich mächtig Gel and stuff ins Haar. Rasieren Sie sich nie täglich zweimal. Kommt schlechter, als man denkt (ist gar nicht wahr). Kucken Sie leicht melancholisch (es gibt ja so viele Gründe). Seien Sie locker unzufrieden mit der Gesamtsituation, aber achten Sie auf Ihre Schuhe. Jeans sind auch wichtig. Überlegen Sie sich - und sprechen Sie pointiert darüber -, wie Politik, eigentlich überhaupt ALLES besser sein müsste. Kratzen Sie sich nicht am Kopf. Streicheln Sie einfach cool Ihr Haar. Fahren Sie nur Fahrrad, wenn Sie wirklich Oberbürgermeister von Tübingen oder sportlich sind. Essen Sie nichts, was sich phonetisch schon so schlimm anhört wie das Wort "Arzneikürbis". Reden Sie Klartext, aber immer charmant. Goethe konnte das auch, Walser nicht mehr. Schreiben Sie kurze, trotzdem nette Emails. Kränken Sie niemanden, der sowieso kein Gewissen hat. Fragen Sie andere Leute viel. Die verstehen Sie sonst nicht. Und umgekehrt. Gehen Sie maximal nur sonntags in den Wald. Versuchen Sie nicht, das Wort "Schwarzwald" zu definieren. Schauen Sie lieber bunte Blumen auf Wiesen an, oder, wenn es blasse Eisblumen sind, an Fenstern. Hören Sie zu. Hören Sie die Musik auch der anderen. Atmen Sie ein und aus mit einer Mint-Note (Fisherman's Friend, Smint geht aber auch). Es könnte sein, dass Sie dann, sogar ohne Ausstellung von Wissen, erstaunlich erfolgreich performen. Zu beliebigen Themen.

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