Donnerstag, 20. Januar 2011

Ein Kriegstagebuch: Tag 23

"23. Tag

Jetzt sitzen wir hier schon drei Wochen. Staub und Weißbrot, immer schwarze Wände und dabei nicht einmal Radio. Kein Blick, kein Licht, kein Telefon. Man hört auch gar nichts, überhaupt. 
(Quelle: Wiki-Commons)
Inzwischen bin ich mir da ziemlich sicher: Da iss´ gar niemand, keiner da, auf der anderen Seite. Wir warten uns hier alt, bis uns einfach niemand mehr brauchen kann. Jim war gestern - ist ja "eigentlich untersagt" - draußen unterwegs: "Da ist nichts. Ganze Umgebung abgesucht. Echt, überhaupt, niemand." Aber wir dürfen ja die Stellung nicht räumen, "auf keinen Fall räumen, auf keinen Fall nach draußen" - vielleicht auch nur ein dummer Witz oder so. Also sind wir halt jetzt hier: fünf dicke Freunde auf der Lauer. Obwohl, Igor nervt mich langsam tierisch an, blöder Wichtigtuer ist das, und hat keine Ahnung, wovon er da immer faselt: "Mission" und "Projekt" und "Aufgabe" und gestern sowas wie "Wir sind der Blitzableiter der Weltgeschichte, Jungs" -  voll Banane. Aber Dieter ist lieb. Sagt nicht viel ("Mann wie ein Baum, aber spricht halt nichts.") liest nur immer in seinem "Mann ohne Eisgiraffen" oder wie das heißt, "große Literatur", hatter gesagt: Als ob ihm das noch was helfen könnte - - aber nett isser. 

Die Situation ist jetzt eh schon langsam voll aus den Fugen geraten. Das Ereignis wird nicht stattfinden, glaub ich. Drei Wochen sind so furchtbar öde. Wenn wenigstens mal was passieren würde." 


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