Samstag, 13. August 2011

"Die platonische Sackgasse des Leibunfalls der Seele vermeiden"


(Blumen_Berg, "transzendental getröstet")

Blumenberg im imaginierten Dialog mit Husserl über die Frage, wie vom "transzendentalen Subjekt" auf die Notwendigkeit anderer transzendentaler Subjekte geschlossen werden könnte -- oder sollte? Jedenfalls: Ausgang von der Leibesanalogie als hypothetischer Brücke zur Appräsentation und Erfahrung von Alter Egos als Alter Egos ist nicht ganz unproblematisch:

"Aber ich bitte, im Auge zu behalten, daß auch eine Billardkugel, ausgestattet gedacht mit Bewußtsein und Wahrnehmung, die andere Billardkugel angesichts ihrer spezifischen Gleichheit für >eine Andere< halten würde und diese primäre Hypothese über alles Maß bestätigt fände, wenn diese, von ihr gestoßen, in schönster Verhaltenskorrelation den unter gegebenen Umständen sachgemäßen Weg einschlüge, den der Stoß ihr >zugedacht< hatte. Die Folgerung wäre, daß man in dieser gemeinsamen >Welt< der Stöße, Banden und Wege weiterhin miteinander als bekannten Größen zu tun haben würde, alles andere als eine bloße >Sache< zu sein sich zuzubilligen hätten." 

"Also darf die Fremdwahrnehmung nicht ins Leere gehen und enttäuscht werden, wenn Enttäuschung auch im Einzelfall als möglich gedacht werden kann. Dies abzusichern, muß Husserl dem intersubjektiven Subjekt ein innersubjektives Bewußtsein von Ungenügsamkeit zusprechen. So wird der >Verleiblichung< als dem Ausweg aus dieser Ungenügsamkeit apriorische Zugehörigkeit zum transzendentalen Pluralismus eingeräumt und darin die platonische Sackgasse des Leibunfalls der Seele vermieden." 
(Blumenberg, Beschreibung des Menschen)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen