Donnerstag, 2. Februar 2012

Erlesener Kant an vergorener Meese, expressiv serviert.

Da nun die Originalität des Talents ein (aber nicht das einzige) wesentliche Stück vom Charakter des Genies ausmacht: so glauben seichte Köpfe, daß sie nicht besser zeigen können, sie wären aufblühende Genies, als wenn sie sich vom Schulzwange aller Regeln lossagen, und glauben, man paradiere besser auf einem kollerichten Pferde, als auf einem Schulpferde. [...] Wenn aber jemand sogar in Sachen der sorgfätigsten Vernunftuntersuchung wie ein Genie spricht und entscheidet, so ist es vollends lächerlich; man weiß nicht recht, ob man mehr über den Gaukler, der um sich so viel Dunst verbreitet, wobei man nichts deutlich beurteilen, aber umso mehr sich einbilden kann, oder mehr über das Publikum lachen soll, welches sich treuherzig einbildet, daß sein Unvermögen, das Meisterstück der Einsicht deutlich erkennen und fassen zu können, daher komme, weil ihm neue Wahrheiten in ganzen Massen zugeworfen werden, wogegen ihm das Detail [...] nur Stümperwerk zu sein scheint.
(Kant, Kritik der Urteilskraft, §47)

Ein etwas aktuelleres Meese-Portät findet sich hier.

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