Mittwoch, 17. Oktober 2012

Lernen, ernsthafter mit Ironie umzugehen: Max Müller - Natur


Bruder des "Tödliche Doris"-Frontmanns Wolfgang Müller, der bei Merve noch über "geniale Dilletanten" schrieb,
"Dilletantismus auf musikalischen (aber auch allen anderen möglichen) Bereichen hat nichts mit Stillstand durch Nicht-Professionalität zu tun - ganz im Gegenteil - Entwicklung unter Einbeziehung aller möglichen und angeblich unmöglichen Bereiche kann ein universellen Ausdruck finden, dem die Profis hilflos unterlegen sind."
Wolfgang Müller
auch bei seinem kleinen Bruder also der Krieg der Basen offenbar ständig im Kopf: Hier mit dem Versuch, existenzielle Ergriffenheit durch Ironie vor leichtfertiger Ironisierung zu schützen (aus dem Album "Endlich tot"). [Frage: Könnte vorweggenommene Ironisierung als wertvoll Empfundenes vor Ironiemissbrauch behüten? --> Unterwegs zu einer neuen Ironie, die vorsichtig wirklich meint, was sie sagt und das Gesagte als Botschaft durch Ironiemarkierung trotzdem destabilisiert.] 

[Re-Entire von 11.03.12]

7 Kommentare:

  1. Was ist ein Profi? Wie und wo finde ich welche?

    Der Dilettant erliegt dem Selbstbefriedigungsverbot der Kommunikationsgesellschaft...

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  2. Der Profi versteckt sich hinter dem Talent. Der Dilletant hinter der Professionalität. Das Talent hinter der Technik. Die Technik hinter der Natur.

    "Was macht die Natur?"

    Wer sagt das?

    Was liegt daran, wer das sagt, hat jemand gesagt, was liegt daran wer das sagt. (Link)

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  3. Genial! Nur dass der Buch-Autor (äh wer?) selbst nicht berücksichtigt, dass er auch ein Anonymos ist! Wen kümmerts wer spricht?

    Den professionellen Rechteverwerter! Den Mitteilungskonstruierenden! Den Philologen! Den Ontologen! Alle anderen nicht.

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  4. Aber die eigentliche Kernfrage des Posts ist doch offenbar: "Könnte vorweggenommene Ironisierung als wertvoll Empfundenes vor Ironiemissbrauch behüten? --> Unterwegs zu einer neuen Ironie, die vorsichtig wirklich meint, was sie sagt und das Gesagte als Botschaft durch Ironiemarkierung trotzdem destabilisiert."

    Wünschte man sich das nicht tatsächlich als ein reales philosophisches Forschungsprogramm?

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  5. Ist der Wunsch nicht mit Sloterdijks "Zynischen Vernunft" schon in Erfüllung gegangen und in diese, unsere Welt eingetreten?

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  6. Nein, die oben formulierte fragende These zur "neuen Ironie" ist wohl etwas Eigenständiges. Sloterdijks "Kritik der Zynischen Vernunft" treibt doch vor allem eine Art Genealogie jener kulturgeschichtlichen Vorgänge, die die Frechheit die Seite wechseln ließen: den Kynismus (mit seiner parrhesia) hat der Zynismus (mit seinem durchökonomisierten Kalt-Kalkül) abgelöst, ohne ersteren legitim zu beerben. Das klärt im Kern etwas anderes, als das oben zitierte, teilweise etwas komplexer aufgestellte Interesse an "neuer Ironie" offenbar klären will.

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  7. "Es entspringt im zynischen Zwielicht einer ungläubigen Aufklärung ein eigentümliches Gefühl von Zeitlosigkeit, das hektisch ist und ratlos, unternehmerisch und entmutigt, in lauter Zwischendrin gefangen, der Geschichte entfremdet, der Zukunftsfreude entwöhnt. Das Morgen nimmt den Doppelcharakter von Belanglosigkeit und wahrscheinlicher Katastrophe an, dazwischen spielt eine kleine Hoffnung auf Durchkommen. [...] In den kooperativen Kneipen, am Abend, streift der Blick Poster, auf denen steht: Die Zukunft wird wegen mangelnder Beteiligung abgesagt." (Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft, S. 199)

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