Montag, 27. Juni 2011

Lebens-Kunst-Nischen IX: Rafael Horzon lüftet eines der drei wichtigsten Geheimnisse gelingender Selbstaneignung


(Horzonte, verkantet)
Hinterm Horzon gehts weiter. Auf der Suche nach dem "dritten Weg" ("Der Dritte Weg biegt als fast unsichtbarer Pfad an der Stelle ab, an der sich zwei breite Wege in die Verzweiflung gabeln.") trifft das polyunternehmerische Selbst Rafael Horzon - so zumindest erzählt es seine Autobiographie - auf eine Wahrsagerin, die ihm ein zentrales Geheimnis der erfolgreichen Selbsteinrichtung verrät:

"Ich setzte mich zu ihr an den Tisch, sie nahm meine Hand und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an mich heran. Ihr Atem roch nach Kaffee und Nikotin. Ihr starkes Parfüm, es war Paco Rabanne, wie es auch Onkel Rolf aus Acapulco benutzte, betäubte mich. Ich fürchtete mich und weinte ein wenig.
"Hör zu, mein Kleiner", sagte Signora Sarasate mit ihrer tiefen Stimme, "was ich dir nun sage, ist sehr wichtig. Es wird dein ganzes Leben bestimmen. Hörst Du gut zu?"
"Ja, Signora", wisperte ich ängstlich, "ich höre."
"Nun gut, hier ist meine Vorhersage, oder besser gesagt ... mein Rat: Versuche nie, schneller zu laufen als die anderen. Du wirst nie vor ihnen ans Ziel kommen! Also solltest Du ein Ziel wählen, das ausser Dir niemand kennt, dann wirst Du der Erste sein, der dort ankommt, auch wenn Du noch so gemütlich spazierst!" Hier machte sie mit geschlossenen Augen eine Pause, als wollte sie dem eben Gesagten noch ein wenig hinterherkosten. Dann riss sie unvermittelt die Augen wieder auf und herrschte mich an: "Und jetzt hinaus mit dir, ich habe Feierabend!" 
(Horzon, Das weisse Buch)

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