Donnerstag, 5. April 2012

Derrida des Rechts: Lob der Nicht-Verwertung


(Quelle: Abode of Chaos; Lizenz: CC BY 2.0)
Der Werkzeugkasten zur Rekonstruktion einer künftigen Philosophie wird nach dem Versuch zu klären, was "die Philosophie" eigentlich sein soll, und der Aufforderung zu einer ihr angemessenen Popularisierung durch Kant und Bourdieu durch Derrida nun um ein nächstes Konstruktions-Tool erweitert:
"Ich beziehe mich [...] auf eine Universität, die wäre, wie sie stets hätte sein sollen oder stets zu sein beanspruchte, nämlich seit ihrer Gründung und grundsätzlich mit einer souveränen Autonomie, einer unbedingten Freiheit ihrer Einrichtung ausgestattet, souverän in ihrer Rede, ihrem Denken, ihrer Schrift. [...] Professer heißt sich verpflichten, indem man sich erklärt, indem man sich für etwas ausgibt -- und hingibt, indem man verspricht, dieses oder jenes zu sein. [...] Philosophiam profiteri bedeutet nicht einfach, daß man Philosoph ist, auf einer der Sache angemessene Weise Philosophie treibt oder lehrt, sondern daß man sich durch ein öffentliches Versprechen dazu verpflichtet, sich öffentlich der Philosophie zu widmen, sich ihr hinzugeben, sich zu ihr zu bekennen, für sie Zeugnis abzulegen, ja sich für sie zu schlagen."
 
"Ja, manchmal gibt sie sich preis und verkauft sie sich; sie läuft Gefahr, schlicht und einfach besetzt, erobert, gekauft, zur Zweigstelle von Unternehmen und Verbänden zu werden. Darin steht heute [...] ein enormer politischer Einsatz auf dem Spiel: In welchem Ausmaß dürfen Forschungs- und Lehreinrichtungen gefördert, das heißt direkt oder indirekt von kommerziellen Interessen kontrolliert, oder, um es mit dem Euphemismus zu sagen: "gesponsort" werden?"
(Derrida, Die unbedingte Universität, 2001)
Sich vor "Schurken" in Acht nehmen, oder doch lieber vor dem Begriff?

[Re-entry 28.10.11]

1 Kommentar:

  1. Derridarum: "Comme j'ai souvent tenté de le démontrer, seul l'impossible peut arriver."

    J.D., L'Université sans condition, Paris 2001, p. 74.

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