Freitag, 18. November 2011

Mit dem Ball die Metaphysik noch einmal erfrischt in die Tonne treten


"Befrei den Ball und spiel den Zahl (Graph.)."
Metaphysikkritik gibt´s wie Sand am Strand: Ein Carnap an einem schlechten Tag, ein Heidegger zwischen "Wasser marsch!" und Wüste; aber Hugo Ball ist lustig:

Wir haben die Metaphysik für alles Mögliche und Unmögliche benützt. Um die Kaserne mundgerecht zu machen (Kant). Um das Ich über alle Welt zu erheben (Fichte). Um den Profit auszurechnen (Marx). Seit man aber dahintergekommen ist, daß solche Metaphysiken meistens nur Rechenkunststücke ihrer Erfinder waren und sich auf simple, oft sogar spärliche Sätze zurückführen ließen, ist die Metaphysik sehr im Wert gesunken. Heute sah ich ein Schuhputzmittel mit der Aufschrift "Das Ding an sich". Warum hat die Metaphysik soviel Achtung verloren? Weil ihre übernatürliche Aufstellung sich allzu natürlich erklären ließ.

Aber auch heimliche Selbstcharakterisierungen werden durch Ball auf einmal möglich:
Ich beobachte, daß ich meine häßlichen (politisch-rationalistischen) Studien nicht betreiben kann, ohne mich durch gleichzeitige Beschäftigung mit irrationalen Dingen immer wieder zu immunisieren. Wenn eine politische Theorie mir gefällt, fürchte ich, daß sie phantastisch, utopisch, poetisch ist, und daß ich damit doch innerhalb meines ästhetischen Zirkels verbleibe, also gefoppt bin.
Es gilt, unangreifbare Sätze zu schreiben. Sätze, die jeglicher Ironie standhalten. Je besser der Satz, desto höher der Rang. Im Ausschalten der angreifbaren Syntax oder Assoziation bewährt sich die Summe dessen, was als Geschmack, Takt, Rhytmus und Weise den Stil und den Stolz eines Schriftstellers ausmacht.
 (Die Flucht aus der Zeit, 1927)

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