Montag, 23. September 2013

Aufklärung Total: Von wo aus spricht ein Philosoph?


Universalbeleuchter
Philosophie scheint, auf einen ersten Blick, an der Aufklärung unklarer Verhältnisse interessiert zu sein. Wer Philosophie betreibt, der klärt, wie andere Wissenschaften auch, auf, was zuvor verdunkelt oder verwirrt wirkte. Er löst Knoten, Probleme und Rätsel, stellt keine neuen Rätsel auf und verknotet auch nicht, was vorher unverknotet und klar vor ihm lag. Ein so verstandener Philosoph ist ein allgemeiner Löser. Kompakte und komplexe Gegenstände sind die Phänomene seiner Wahl. Er stellt aus ihnen aber keine Verbindungen her, ist kein Alchemist, sondern zerlegt und zerstückelt, analysiert, um die vorausgesetzten komplexen Phänomene aufzuklären. Der Philosoph geht also nicht nur mit einer Laterne herum, er stellt zu jedem Phänomen ein Licht, um es detailiert zu beleuchten, oder er versucht, die Leuchtkraft seines einen Lichtes so zu steigern, bis alles (bis auf die äußersten Ränder vielleicht) erleuchtet ist, oder sein könnte, wenn sich jemand die Mühe macht, die so beleuchteten Phänomene noch einmal eigens abzuschildern. Das Ziel solcher Philosphie ist Aufklärung Total

Aufklärung Total ist prima. Da bleibt nix übrig, was beunruhigt. Alles steht in beruhigender Helle vor der bloß zeigenden, beschreibenden, nicht-verfälschenden Beleuchtung des Philosophen. Es besteht also kein Anlass dazu, "Angst vor der Wahrheit" (Boghossian) zu haben. "Beruhigt euch, die Wahrheit ist kein Abgrund.", die ist einfach nur so, wie sie ist: neutral, nicht furchterregend. Wer so eine Wahrheit weiß, der muss überhaupt keine Konsequenzen fürchten. Alles bleibt, wie es ist. Denn die Wahrheit ist zum Beispiel: "Der Jupiter hat über dreißig Monde." (Boghossian, S.19). Mit so einer aufgeklärten Wahrheit kommt ja wohl jeder klar, das ist echt kein Problem. So eine Wahrheit sieht einfach super tatsachenmäßig aus, die macht überhaupt keine Faxen. 

Aus diesen paar Bemerkungen kann man schon gleich die allgemeine Verortung des aufklärenden Philosophen ableiten: 
  • Der aufklärende Philosoph hat einen Beleuchtungsvorsprung vor einer ganzen Menge anderer Leute. Er muss sich, wenn er sich an die "Öffentlichkeit" wendet, deshalb nur überlegen, wie er seine komplexen Einsichten an die unterbelichteten Menschen da draußen bringen kann, wie er sie wirklich "da abholen" kann, wo sie sich so aufhalten.
  • Der aufklärende Philosoph geht also als besserwissender Löser an den Start, er korrigiert die verwirrten und verwickelten Standardmeinungen seines Publikums und redet deswegen altväterlich-überlegen oder jugendlich-besserwisserisch: klassenprimusmäßig.
  • Der aufklärende Philosoph redet nüchtern und vernünftig. "Die Anderen sind verwirrt: ich darf die nicht noch weiter verwirren." Deshalb: Ansätze zur Kindersprache, "Die Butter ist im Kühlschrank"-Beispiele und damit es auch jedem klar wird: "Ein Philosoph sieht die Welt wie ein Alien": sieht also vielleicht verrückt aus, die Philosophie, ist sie aber nicht.     

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